Josy

  • 09 .Jul .2017
Beim Aufgang der Sonne
und bei ihrem Untergang
erinnern wir uns an sie;
 
Beim Wehen des Windes
und in der Kälte des Winters
erinnern wir uns an sie;
 
Beim Öffnen der Knospen
und in der Wärme des Sommers
erinnern wir uns an sie;
 
Beim Rauschen der Blätter
und in der Schönheit des Herbstes
erinnern wir uns an sie;
 
Zu Beginn des Jahres 
und wenn es zu Ende geht 
erinnern wir uns an sie;
 
Wenn wir müde sind
und Kraft brauchen
erinnern wir uns an sie;
 
Wenn wir verloren sind
und krank in unserem Herzen
erinnern wir uns an sie;
 
Wenn wir Freude erleben,
die wir so gern teilen würden
erinnern wir uns an sie;
 
So lange wir leben,
werden sie auch leben,
denn sie sind nun ein Teil von uns,
wenn wir uns an sie erinnern.
 
(Aus den Toren des Gebets Reformiertes jüdisches Gebetbuch)
 
Im April 2011 begegnete mir Josy, eine Doggenlabbimixhündin, die zum zweiten Mal in einer TA - Praxis gelandet ist, nachdem sie Socken gefressen hatte.
Die familiäre Situation ihrer Familie hatte sich für die 5 jährige Hündin geändert und sie hatte fortan Dauerstress. Da auch das Geld für die OP fehlte, übernahm die Tierärztin sie selbst, nachdem die Besitzerin sie zur Euthanasie freigab. Wieder musste ein Stück vom Darm mit raus operiert werden und nach erfolgreicher Operation wusste man nicht, wohin mit ihr.
Mit Hilfe des Heilbronner Tierheimes, haben wir den extrem dünnen und sehr hippeligen Hund damals Ende April 2011 übernommen.
Relativ schnell bewarben sich Susanne und Julia für sie und wollten ihr ein schönes Zuhause geben. Susanne, die Mama, immer zuhause und die Möglichkeit, sie mitzunehmen, wo immer es geht und Julia, die Tochter, sportlich sehr aktiv. Das sollte doch passen....
Nie werde ich Susannes ersten Anruf vergessen: "Wenn Sie kein Problem damit haben, dass ein Hund bei mir nicht im Bett und auf der Couch liegen darf, dann darf er gerne bei uns einziehen. Und dabei war ich gerade froh, nicht wieder überall Hundehaare an den Klamotten zu haben " ....
Mir gefiel diese direkte und ehrliche Art gut und ich wusste irgendwie sofort, dass sie nicht meinte, was sie sagte. :-) 
 
So zog Josy also zu Susanne und Julia und war, glaube ich, zum ersten Mal seit langem endlich glücklich.
Lange Spaziergänge, Fahrradfahren und überall mit dabei sein. Sie liebte Wasser und das Toben und Spielen mit anderen Hunden, aber auch mit allem, was sich so finden ließ an Stöcken, Maiskolben etc. War mit Julia beim Joggen und beim Zelten übers Wochenende.
 
Josy in ihrem Element  
 
 Sie verstand sich prima mit Teddy, der Hauskatze, nachdem die Fronten geklärt waren und es ergab sich, dass Susanne für ein paar Jahre immer mal wieder Pflegestelle für uns machte und alle Hunde hat Josy ohne Wenn und Aber akzeptiert und war ihnen einen gute Freundin und für manche auch eine gute Ersatzmama.
Leider tat sie sich immer schwer, wenn der Pflegehund wieder auszog und sie verteidigte diese auch immer umgehend gegen andere Hunde und auch der eigentliche Katerfreund Teddy wurde dann schon mal mitgejagt, wenn der Pflegehund daran Spaß hatte.
Josy und ihre zarte Seele, schnell verunsichert und wehe, sie hatte mal eine kleinere Verletzung, wie von einem Stein beim Wassertreten im Bach, dann wurde sie von einer Sekunde zur anderen zum Baby und wäre am liebsten auf Susanne´s Schoß gekrochen für den Rest ihres Lebens. Alles war ein Drama und sie konnte stundenlang und tagelang unglaublich leiden. 
Der kleine Lucky wollte, als er kam, nichts wissen von anderen Hunden und ging sie mehrere Male übel an, niemals hätte sie sich gewehrt und man musste Josy wirklich vor ihm schützen, bis auch er verstanden hat, dass Josy ihm nichts Böses will.
Ab und an gab es Situationen, wo sie dachte, sie müsse Susanne schützen und diese verteidigen oder selbst Angst bekam und dann den einen oder anderen schon mal tackerte. Immer aus einer für sie bedrohlichen Situation heraus. Das war natürlich blöd und brachte ihr auch schon einen Wesenstest ein, den sie wiederum mit Bravour bestand.
Susanne´s Nerven lagen jedesmal blank und wir überlegten sogar schon, dass ich sie zu mir nehme, weil sie hier alles gehabt hätte, was sie sich wünschte. Platz, andere Hunde, toben und spielen - aber wir entschieden uns dann lieber, das mit den Pflegehunden zu lassen, da es fast immer nur in dieser Kombination auftrat. Und Susanne hätte es auch nicht wirklich über sich gebracht, ihre Josy herzugeben, auch wenn sie es um des lieben Friedens willen wegen der Nachbarn tun wollte. 
 
Julia zog aus und Susanne und Josy rückten noch enger zusammen.
Josy wollte und konnte nicht wirklich alleine bleiben und so durfte sie nun wirklich fast überall dabei sein. Das Autofahren liebte sie ja zum Glück und so war auch das kein Problem. Ach und wegen Bett und Sofa- Ich war eine zeitlang oft da und Josy lag immer selbstverständlicher auf der Couch, wie die Pflegehunde auch. :-) Die zwei hatten ein Ritual - Josy schlief artig in ihrem Korb im Wohnzimmer ein und wenn Susanne morgens aufwachte, lag Josy bei ihr im Bett. Zwar maulte Susanne immer, dass sie nun schon wieder das Bett abziehen müsse, aber es blieb natürlich bei dem Ritual.
Und so wurde Josy älter und ruhiger.
 
Eins der letzen Bilder von Josy
 
 
Die Arthrose machte ihr sehr zu schaffen und egal, wo Susanne mit ihr war und was sie versuchte, nichts konnte ihr mehr helfen. Josy jammerte immer mehr und konnte kaum mehr laufen und so entschied sich Susanne, sie gehen zu lassen. Ein letzte gemeinsame Nacht, natürlich behütet und zugedeckt im Bett, ein letzter gemeinsamer Vormittag in der Sonne im Garten und dann fuhren sie in ihrem vertrauten Auto zum TA, um sie gehen zu lassen. So schlief sie friedlich am 19.06.2017 gegen 12.00 Uhr ein, während Susanne sie bis zum Schluss mit guten Leckerchen fütterte. 
 
Ich war sogar ganz in Eurer Nähe und hätte Josy so gerne noch einmal gesehen, und hätte Dir, liebe Susanne gerne Beistand geleistet aber es sollte nicht sein und ich denke, es war Eure Zeit. 
Josy starb als glücklich geliebter und behüteter Hund.
Susanne, sie war Dein Hund und ich weiß, sie hatte unter dem Strich wundervolle 6 Jahre mit Dir/ Euch. Es tut mir so leid und ich weiß, wie es ist, eine gute Freundin zu verlieren. Und Du warst bei ihr bis zum Schluss, hast ihre Bitte, sie gehen zu lassen, verstanden und ja Josy, der lebenslustige Springinsfeld wollte nicht hilflos mit Schmerzen ständig auf Deine Hilfe angewiesen sein und sah Dich immer öfters fragend und bittend an. Und wer schon mal Hunde hat gehen lassen müssen, kennt diesen Blick. Susanne, Du warst die Freundin, die sie brauchte und die sie sich gewünscht hat die ganzen 6 Jahre lang und Du hast Dich verhalten wie eine Freundin und hast mutig und tapfer ihre Interessen vertreten, auch wenn Du selbst sehr traurig warst. Und Josy war, so lange sie da war, Dir eine gute Freundin und Du weißt, gute Freunde verlieren sich nicht durch den Tod. Es braucht auch Freunde im Sternenreich. <3
Und somit war es sicherlich kein Zufall, dass nur Ihr diesen letzten intensiven Tag hattet, um voneinander Abschied zu nehmen. Und ich glaube, ich weiß sogar, wer sich in dem fernen Land nach unserer Zeit sehr über sie gefreut hat.<3
 
Liebe Susanne, ich danke Dir, dass Du Josy wieder glücklich gemacht hast und aus diesem Häuflein Elend eine solch stolze und liebenswerte Hündin gemacht hast und sie so behütet am Ende gehen durfte. Du hast sicherlich alles richtig gemacht in ihrem Sinne, wart ja am Ende wie ein altes Ehepaar 100% ig aufeinander eingestellt. <3
 
Liebe Josy, Du wirst immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben und hast mich sehr berührt mit Deiner Sanftheit einerseits und Deiner unglaublichen Lebensfreude andererseits.
Ich bin froh, dass wir Dir helfen konnten und Du noch so eine tolle und glückliche Zeit hattest.
Danke für alles, was Du uns an Pfotenabdrücken in unserem Herzen zurückgelassen hast. Ich werde Dich nie vergessen. <3

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