Tierschutz in Portugal

Das Leben der meisten Hunde, ob Streuner oder nicht, ist in Portugal ziemlich hart. Obwohl es immer mehr Menschen gibt, die ihren Hund auch als Familienmitglied betrachten, ist das für viele Menschen noch eine absurde Idee.

Auf dem Dorf haben sie es noch einigermaßen gut. Sie haben ein Zuhause, verbringen den ganzen Tag frei mit ihren Kumpels im Dorf. Leider vermehren sie sich so auch unkontrolliert. Die Kastration von Rüden ist hier absolut kein Thema. Die Kastration einer Hündin oft nicht bezahlbar, wenn man bedenkt, dass die Operation für eine Hündin von ca. 10kg 280 Euro kostet. Und das in einem Land, in dem der gesetzliche Minimallohn gerade mal 450 Euro beträgt.

Um die Absurdität zu veranschaulichen: Eine Freundin von mir arbeitete viele Jahre lang in einem Tierheim, welches von vielen privaten Sponsoren unterstützt wird. Die Kastration der Hündinnen war nie ein Thema. Wollte sie aber einen Rüden kastrieren lassen, brauchte sie die Bewilligung des administrativen Rates.

Hunde werden angeschafft und wenn man ihrer überdrüssig ist, entweder ausgesetzt oder getötet. Sehr oft werden alte und kranke Hunde ausgesetzt (in unserer Hundeschule hat man uns einmal einen sterbenden Dobermann vor die Tür gelegt). Solche, die viel Geld kosten. Oder diejenigen, die als Welpen so niedlich waren und dann plötzlich groß wurden und mit denen man sich beschäftigen sollte.

Mittlerweile gibt es zwar ein Gesetz, welches das Aussetzen unter Geldstrafe stellt, nur kann man in 99% der Fälle den Halter nicht zurückverfolgen. Ist dies doch möglich und der Halter erfährt, dass bei der Polizei eine Anzeige gegen ihn gemacht wurde, behauptet er kurzerhand, dass ihm der Hund gestohlen wurde.

Tierschutz in Portugal - Sam

Es gibt übliche Orte, an denen Hunde ausgesetzt werden. Autobahntankstellen, einsame Wälder und Höhenzüge. Überall dort, wo niemand sehen kann, wie man den Hund aus dem Auto schmeißt und dann einfach abfährt. Die Verzweiflung des hinterher rennenden Hundes bricht einem das Herz. Er rennt dem Auto solange nach, bis er nicht mehr kann. Danach kehrt er an den Ort zurück, an dem er ausgesetzt wurde, um zu warten.

Ausgesetzte Hunde bleiben mehrere Tage an „ihrem“ Ort. Erst, wenn Hunger und Durst zu gross werden, fangen sie an in der Gegend rumzulaufen, um etwas zu trinken oder zu fressen zu finden.

Oder sie werden kurzerhand über den Zaun in den Garten irgendeines Hauses oder einem Tierschutzverein geworfen oder an dessen Tor angebunden. Nicht zu erwähnen alle die Tiere, die in Plastiksäcken in den Abfallcontainern ihr Leben lassen oder mit zusammengebundenen Pfoten an den Strand gelegt werden, um zu ertrinken, wenn die Flut kommt. Der menschlichen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn es darum geht, ein wehrloses Geschöpf zu „entsorgen“ oder zu quälen.

Tierschutz in Portugal - Orelhas

Ausgesetzte Hunde, die auf der Straße leben oder auf der Straße geborene Hunde können das Glück haben, von jemandem gefüttert zu werden und vielleicht sogar notdürftig medizinisch versorgt zu werden. Auf der anderen Seite sind sie den Tierquälern ausgesetzt. Man fährt mit dem Motorrad am Hund vorbei und verpasst ihm einen Tritt. Oder er wird vorsätzlich überfahren. Oder man hetzt seine Kampfhunde auf sie. Oder er stirbt an Krankheit, Hunger oder Durst.

Schlimm kann es für einen Hund werden, wenn er von der Gemeinde oder Stadt eingefangen wird. Das Gesetz sieht vor, dass Hunde, die nicht innerhalb von 8 Tagen abgeholt werden, eingeschläfert werden müssen. Oftmals nicht mit einer Spritze. Weil die kostet ja Geld. Die Tiere in diesen Zwingern sind echt arm dran. Im Winter ist es sehr kalt. Sie werden beim Reinigen der Zwinger oft nassgespritzt, was keinen interessiert, und können so krank werden. Am Wochenende ist niemand da, der sie füttert und ihnen Wasser gibt. Im Jahr 2007 lief eine Anzeigewelle gegen die Stadt Lissabon, weil die mit ihrem städtischen Tierheim gegen so ziemlich alle portugiesischen Tierschutzgesetze verstieß. Seitdem ist es in den Gemeindetierheimen verboten, Fotos zu machen.

Tierschutz in Portugal - Mofly

Dann gibt es noch die ganz speziellen Fälle, bei denen den Katzen und Hunden bei lebendigem Leib eine Pfote abgeschnitten wird, um sie für ein „magisches“ Ritual zu verwenden. Ich selber habe schon viele solcher Ritualorte gesehen, wo man vor allem tote, ausgeblutete Hühner mit Lebensmitteln und anderen Gegenständen liegen ließ. Ich habe 13 Jahre in Portugal gelebt und hätte jeden Tag ein halbes Dutzend ausgesetzter Hunde aufnehmen können.

Da ich in einer Gegend Portugals lebte, in der sehr viele Ausländer und auch reiche Portugiesen leben, fahren viele Leute dorthin, um ihre Tiere auszusetzen.

Auf der anderen Seite gibt es die Tierschützer. Meist junge Menschen, die fähig sind, über den Tellerrand zu schauen. Sie tun sich zu Vereinen zusammen oder arbeiten in Interessengruppen oder auch alleine, um den Tieren zu helfen. Oft gehen sie in die Tötungen und holen Hunde heraus oder machen draußen Fotos von ihnen, um sie ins Internet zu stellen. All diesen Menschen ist ein großer Idealismus gemeinsam. Denn für jedes Tier, das man aufnimmt, übernimmt man auch die finanzielle Verantwortung. Die meisten Tierschutzvereine haben zwar Mitglieder, doch die zahlen ihren Beitrag in der Regel das erste, vielleicht noch das zweite Jahr und dann nicht mehr. Viele Tierärzte verlangen für die Tierschützer nur die Selbstkosten. Trotzdem haben alle Tierschutzvereine immer mehrere tausend Euro Schulden bei ihrem Tierarzt. Denn eine Vermittlung läuft in Portugal nicht so ab wie in Deutschland. Kein Mensch würde je eine Vermittlungsgebühr bezahlen. Aber der Hund soll kastriert, geimpft und gechipt abgegeben werden. So helfen sich die meisten privaten Tierschützer, indem sie in bestimmten Foren um finanzielle Unterstützung bitten. Jeder hilft, wie er kann. Wenn man einen Hund aus einem Gemeinde oder städtischen Tierheim holt, ist der in der Regel gechipt und gegen Tollwut (weil Gesetz) geimpft. Oftmals mittlerweile auch kastriert.

Tierschutz in Portugal

Immer wieder werden Adoptionskampagnen gemacht, um ein Zuhause für die Tiere zu finden. Wobei ein 2jähriger Hund in Portugal schon als alt gilt und schwer zu vermitteln ist. Nicht zu erwähnen die alten oder behinderten Hunde.

Tierschutz ist ein sehr emotionales Thema und in Portugal ganz klar ein Fass ohne Boden und man kann nur hoffen, dass es mit der übernächsten Generation langsam besser wird.

Petra Koschak, Jahrgang 1961 hat 13 Jahre in Portugal gelebt, wo sie als Therapeutin und Tiertrainerin gearbeitet hat. Derzeit lebt sie mit ihren 12 Hunden und 2 Katzen in Mecklenburg-Vorpommern, wo sie eine Tierpension betreibt.

Auf den Bildern im Bericht sehen Sie Mofly, die dreibeinige Hündin, Orelhas, den blinden älteren Rüden, dem junge Mofafahrer im Vorbeifahren ein Auge ausgetreten haben, und Sam, der alte Hund, der auf der Straße lebte und der schicksalsergeben hingenommen hatte, dass sich auch im Alter keiner erbarmen würde, ihm einen warmen Platz anzubieten – alle diese Hunde haben bei Petra ein Zuhause gefunden.

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