Nur damit hier keine Missverständnisse aufkommen: ich mag die portugiesischen Mädels, sie sind extrem gastfreundlich und geben sicherlich für ihre Verhältnisse alles und vermutlich sogar mehr als den dortigen Tierschutz-Standard.
Auch Maria, die nun letzten Sonntag kam, war sehr nett und unkompliziert, aber es ist nun mal ein großer Unterschied, ob man was privat macht oder beruflich. Und beruflich klappt es einfach nicht wirklich gut und da treffen wirklich Welten aufeinander, was die Einstellung, aber auch was die Zielausrichtung angeht.
Natürlich ist es viel, was sie tun, es ist eben ein Anfang - aber wenn man seine eigenen Tiere verwahrt und oft nicht wirklich intensiv mit ihnen lebt ,dann weiß man eben auch nicht viel von ihnen und kennt deren Bedürfnisse nicht wirklich. Sie haben andere Prioritäten -retten im wahrsten Sinne des Wortes, machen Erstversorgung und suchen eine Unterbringung. Sie denken, Hunde sind gerne mit Hunden zusammen und können Jahre problemlos in kleinen Ausläufen leben, solange andere Hunde dabei sind. Und es ist Tierschutz, dafür zu sorgen, dass sie gerettet sind und einen Platz haben, wo sie untergebracht sind und regelmässig Futter bekommen, regelmässig zum Tierarzt gebracht zu werden (was sie tun), ist schon Luxus und aus ihrer Warte heraus haben sie natürlich völlig recht.
Nur ich verfolge ja eine ganz andere Absicht mit dem, dass wir sie nach Deutschland holen, geben wir ihnen eine echte Zukunft, einen wirklichen Sinn in ihrem Leben und ich gebe mir Mühe, sie nur an Menschen zu vermitteln, die einen Hund auch im Herzen wollen und auch auf ihre Bedürfnisse achten und ich würde gerne im Land Portugal etwas verändern wollen für die vielen, vielen Straßenhunde. Ich möchte regelmäßig Kastrationsaktionen starten, ich möchte vor Ort das Bewusstsein verändern und die Menschen, die offen sind für Veränderungen, erreichen und sie schulen im Umgang mit sich selbst und ihren Tieren. Das ist für mich das Einzige, was auf Dauer wirklich sinnvoll ist, aber ich habe derzeit nicht wirklich den Eindruck, dass es jemand will.
Seit ich nun regelmässig Hunde nach Deutschland hole, ist das Retten extrem geworden. Alles wird nun irgendwie gesammelt- frei nach dem Motto- wir kriegen sie ja nun gut los. Das war leider nur so nie besprochen. Ich habe bislang 5 Hunde nach Deutschland geholt, die gut untergebracht und vermittelt. Wenn da alles gut und in Ordnung war, habe ich mir Gedanken um die nächsten gemacht. Überall in Pflegestellen und Pensionen sitzen nun noch Hunde aus Portugal in Deutschland. Das geht so nicht mehr, weil nun anstatt weniger, ständig mehr Hunde in Not sind und raus müssen. Es werden zunehmend mehr kranke Hunde und mehr Hunde mit Verhaltensauffälligkeiten. Grundsätzlich nicht schlimm, aber dafür braucht es Spezialstellen und mehr Leute, die Verantwortung übernehmen und /oder bereit sind, sich finanziell zu beteiligen.
Tierschutz in Portugal ist mit allem, was wir mit anbieten, ohnehin schon nicht bezahlbar und selten deckt die Vermittlungsgebühr die tatsächlichen Kosten. Wir haben so viele Hunde in Pension, die jeden Monat und das teilweise schon seit Jahren 65 Euro kosten, ohne Kastration, medizinische Erstversorgung, Ausreisevorbereitungen, Entwurmungen, Spot-On gegen Mittelmeerkrankheiten, Flug und Mittelmeertest, um mal so die üblichen Kosten zu benennen und nein, man bekommt vieles nicht billiger in Portugal als hier. Und wir bekommen maximal 300 Euro für einen Hund, also wie soll sich das tragen?
Wir haben keine Sponsoren, versuchen kostendeckend zu arbeiten um überhaupt noch handeln zu können, mehr ist nicht drin. Ganz vieles zahle ich noch immer privat und zittere von Monat zu Monat, dass wir nicht mal irgendwann voll zuschlagen und einen richtig kranken unf teuren Hund dabei haben und nach wie vor ist es Ana, die in Portugal ebenfalls einen großen Anteil an den Kosten aus ihrem privaten Vermögen dazu gibt. Da geht es einfach nicht, dass wir Monat für Monat das Risiko und die Probleme erhöhen und immer noch mehr Tiere holen. Wir sind dazu zu klein und müssen erst mal wachsen und dann etwas auf die Beine stellen, was wirklich sinnvoll ist.
Aber ganz sicherlich ist es nicht mein /unser Ziel, eine Milu mit ihrer Pension zu unterstützen, die sicherlich an alles denkt, nur nicht an die Hunde. Und ich will nicht auch noch finanziell daran beteiligt sein, dass da demnächst 600 Hunde mit 2 brasilianischen Aushilfskräften leben müssen. Ich fand es schon mit 100 Hunden unerträglich da und so viele Hunde betteln einen an, da raus zu dürfen. Ich finde es verantwortungslos, wie da gearbeitet wird- keine Quarantäne, keine Sicherheiten, Sand, nichts als Sand und Holzhütte an Holzhütte mit Mini-Ausläufen davor und ständig werden die Hunde getauscht oder wahllos neue Hunde dazu gesteckt. Bald fängt die Urlaubszeit wieder an und das ist ihre Haupteinnahmequelle. Also wird es eben noch enger da......
Kein Schatten nirgendwo, sie denkt, Bäume müssten von Spendern bezahlt werden, weil sie so ein Gutmensch ist. Wenn ich etwas von ihr höre, geht es aber nie um die Tiere, sondern immer um Geld, komisch oder?
Da werden Hunde auf dem eigenen Gelände überfahren (selbst schuld, wenn die nicht unter dem Auto vorkommen, wenn man losfährt); da gibt es nun immer öfters Beißereien, auch welche, die tödlich enden. Fast alle Hunde sind extrem gestresst, haben keinen ausreichenden Auslauf und keine Beschäftigung. Nicht mal die Welpen bekommen Spielzeugs (zu gefährlich- die kloppen sich ja dann); dafür stehen überall Berge an Trockenfutter rum, ein satter Hund verträgt sich besser, ist das Denken dahinter- von Ressourcenverteidigung hat man noch nix gehört. Wir bekommen immer öfters richtig fette Hunde, oder Hunde mit Pilzinfektionen in den Ohren, es gab auch schon erste Parvoausbrüche da und ich könnte noch so viel mehr dazu sagen und jedem würden sich hier die Nackenhaare stellen, dass man für sowas noch Geld bezahlen muss und dass, egal was passiert, nichts eine Konsequenz hat.
Ana ist immer ganz schockiert, wenn ich ihr sage, ich sehe keinen großen Unterschied mehr zu Sintra und viele Tiere seien lieber tot als so zu leben. Und ich widerum bin immer ganz schockiert, wenn mir Ana dann erzählt, dass Milu das Beste ist, was Portugal an Pensionen derzeit zu bieten hat und sie einen erstklassigen Ruf geniesst.
Ja, ich weiß um all das Leid, sowohl um die Hunde, die in dieser Pension leben müssen als auch um die mindestens genauso vielen Hunde, die in Sintra leben und ganz dringend unsere Hilfe benötigen würden und oft habe ich in der Vergangenheit gesagt -was soll´s -den nehmen wir noch.
Aber es geht nicht länger, denn langfristig vergrößert sich das Leid für alle nun durch unser Zutun und das ist, was ich niemals wollte, zumal es noch so viele Milu-Pensionen und Sintra´s auf der Welt gibt und klar schlechter geht immer auch noch ;-( Soll das dann aber der Maßstab sein?
Und was noch viel schlimmer ist, man kommt, wenn man nicht aufpasst, selbst ganz schnell ins Reagieren und dabei kann jeder doch nur dann wirklich was sinnvolles tun, wenn er auch agieren kann und nicht einfach nur noch Spielball ist, für wen auch immer und seine Ziele mehr und mehr aus den Augen verliert.
Das war ein weiterer Grund, erst mal wieder stehen zu bleiben und sich zu besinnen. Ich bin jemand, der gerne die Wahl hat und es hilft mir im Leben immer sehr, zu schauen, wer eigentlich im Moment gerade noch irgendeine Wahl hat und leider kann ich dies bei keinem mehr erkennen, am wenigsten bei den uns anvertrauten Tieren.
Anbei mal ein paar typische Bilder aus der Pension und als diese Bilder letztes Jahr enstanden, waren sie da bei knapp 200 Hunden- nun gehen sie auf 500 !!!! Hunde zu.