Als ich vor ein paar Jahren im Vertrag einer anderen Tierschutzorganisation las, dass alles, was man mit dem Hund macht, abgesprochen sein muss, auch Friseurtermine etc., fand ich das belustigend und sogar ein wenig kleinkariert.
Ging ich doch von mir aus. Für mich war klar: im Moment der Übernahme ist es mein Hund und meine Verantwortung und selbstverständlich mache ich alles, was gemacht werden muss und sah es als meinen Beitrag zum Tierschutz an.
So sehen es aber wohl nur ganz wenige und nun am Ende diesen Jahres muss ich sagen, ein paar meiner Ex-Pflegestellen haben mich dieses Jahr wirklich eines Besseren belehrt.
Da gibt es tatsächlich Menschen, die denken, dass zu den ohnehin schon extrem hohen Kosten, Hunde aus Portugal nach Deutschland zu holen und Unterhaltskosten für die Pensionshunde zu zahlen, noch massig Geld über ist.
Um diagnostisch wirklich alles abklären zu lassen, was irgendwie geht, für ein paar mal Ohrentropfen, Krallen schneiden etc. in zwei Wochen 700 Euro zusätzlich zu produzieren. Die Dinge, die man aufgetragen hat, stattdessen aber nicht zu tun, weil der Gott in Weiß das nicht für wichtig befindet. Sich aber beide einig sind, dass für jeden noch so bescheuerten Mist der Verein als Sponsor selbstverständlich da zu sein hat.
Die meisten Tierärzte sind tatsächlich begeistert, wenn jemand zum TA kommt und sagt, ist ein Pflegehund und zahlt alles der Verein. Da leuchten die Goldtaler in den Augen und Ihr werdet Euch wundern, was man auf einmal alles mit dem Hund veranstalten kann und was ganz dringend gemacht werden muss. Sind ja auch meistens keine Tierschützer, sondern es handelt sich tatsächlich um ein Wirtschaftsunternehmen. Erstaunlich, oder?
Und tatsächlich gibt es Pflegestellen, die denken, sie seien deswegen gute Pflegestellen, weil sie wegen allem ständig zum Tierarzt rennen und mich voller Begeisterung abends anrufen, um mir zu erzählen, was man alles mit Hund X machen muss. Und so gar kein Verständnis dafür haben, dass ich völlig anders darüber denke. Da man es auch nicht selbst bezahlen muss, wird auch alles Unnötige in Auftrag gegeben. Natürlich ist man dann erstaunt über die schnellen hohen Rechnungen, aber man ist auch erleichtert, dass man das ja nicht bezahlen muss und schon ist man fertig damit.
Weist man dann darauf hin, dass alles abgesprochen werden muss im Vorfeld, dass man Hunde erst mal langsam ankommen lässt, da ja alles, was dringend gemacht werden muss, bereits gemacht wurde und der Hund nun erst mal Zeit braucht, um anzukommen und sich vieles dann von ganz alleine regelt und auch darauf aufmerksam macht, dass die Kosten für den Verein tragbar bleiben müssen, stößt das auf Unverständnis. Man mutiert dann doch tatsächlich zum Tierquäler, der dem armen Tier nicht die Hilfe angedeihen lässt, die der nette TA von nebenan so gerne angebracht hätte.
Und natürlich war im Vorgespräch das alles kein Thema und sah man ganz genauso.
Nur zur Info: jeder Hund bekommt Hilfe, wenn er sie benötigt, das ist überhaupt keine Frage. Aber prophylaktische Antibiotika- und Cortisongaben, unverzügliche OP´s zur Zahnsteinsanierung oder graue Star- OP´s sind keine Kosten, die der Verein zu tragen hat.
Ich denke, diese Pflegstellen sind besser da aufgehoben, wo man eine andere Einstellung dazu hat und auch eine ganz andere Lobby und nicht sowieso schon für die Hunde, die man rettet, monatlich privat jede Menge Geld zuschießen muss.
Tierschutz kostet Geld, viel Geld und es spiegelt sich sowohl teilweise bei den Besitzern als auch bei den Pflegestellen eine Haltung wider, die ich recht bedenklich finde. Man vergleicht das Tier nach wie vor ganz oft mit einer Sache und erwartet ein rundum gesundes Tier und unverzügliche Nachbesserung bei einem festgestellten Mangel.
Für jedes Wehwehchen braucht es sofort ein Mittelchen, weil Mensch es damit besser geht. Da wird Leidensdruck in die Tiere reininterpretiert, der definitiv nicht vorhanden ist und alles natürlich unter dem Deckmäntelchen der Tierliebe.
Wir zahlen bereits im Vorfeld weit mehr als 300 Euro Schutzgebühr (Kastration, Impfen, Mittelmeercheck, Flug, Pension, um nur mal die großen Kostenpunkte aufzuzählen) und noch nie hat auch nur ein Besitzer einen Euro extra bezahlt dafür, dass man in Deutschland monatelang, jahrelang etc. Pension, TA- Behandlungen etc. bezahlt hat. Das alles ist ganz selbstverständlich und man kann ja nun auch froh sein, dass der Hund einen Platz gefunden hat.
Natürlich freue ich mich für den Hund, keine Frage. Aber mal ganz ehrlich: hat sich schon mal jemand gefragt, was ein Tierschutzhund kosten würde, wenn jeder das zahlt, was der Hund tatsächlich bis zum Tag der Übergabe gekostet hat?
Ich verspreche Euch, da würden aber einige ganz dumm schauen, aber mit Sicherheit wäre das der richtige Weg zu deutlich mehr Bewusstsein und Verantwortung in der Welt.
Das wird ein langer Weg bis dahin sein, dessen bin ich mir bewusst. Aber ein erster kleiner Schritt in die richtige Richtung könnte sicherlich sein, aufzuhören, seinen Hund mit einem Auto zu vergleichen, an dem ein paar Ersatzteile ausgetauscht werden müssen und bei den Vereinen Nachbesserung zu verlangen. Sich mehr mit der Arbeit der Tierschutzvereine auseinander zu setzen und sich ehrlich mit der eigenen Motivation auseinander zu setzen, warum man einen Hund aus dem Tierschutz bei sich aufnehmen möchte. Das hilft oft schon sehr, seine überzogenen Erwartungshaltungen zurückzuschrauben. Woher ich das weiß?
Ich habe auch mal so gedacht. Auch ich dachte, der jeweilige Tierschutzverein kann sich froh und glücklich schätzen, dass ich ein Tier von da nehme und habe mich über den Zustand des jeweiligen Hundes geärgert und der war, weil ich lange Jahre nur alte Hunde aufgenommen hatte, immer schlecht. Nein, ich wollte nie Geld haben für Tierarztbehandlungen oder so was, aber ich war auch immer am Schimpfen über "solche bösen Vereine".
Mit all meinem heutigen Wissen und meinen Erfahrungen kann ich Euch versichern, ich schäme mich heute zutiefst, überhaupt mal so gedacht zu haben.
Nicht das passende Thema für die Weihnachtszeit? Oh doch, ich denke schon- Tierschutz ist eine Sache, die uns alle angeht und es wird sich nur langfristig etwas verändern, wenn wir alle unseren Beitrag dazu leisten. Und ist es wirklich so schwer, ein wenig mehr "wir" und weniger "ich" zu denken?
An dem dunkelsten Ort, den ich dieses Jahr besucht habe, habe ich natürlich auch Licht gefunden und wertvolle Antworten auf viele Fragen erhalten. Diese Botschaft und diese Einsicht bedarf keiner weiteren Worte, man kann sie lesen, wenn man möchte, in diesem für mich bewegendsten Bild im Jahr 2012 :
Da bot sich mir inmitten von Unmengen laut bellenden und umherspringenden Hunden dieses eine Bild. So traurig und so berührend zugleich und so unendlich vielsagend.