Boneca oder unsere besondere Ostereisuche 2019
Was wollt ihr dazu hören? Von einem Menschen der vorgab sie zu lieben und für sie da zu sein und sie beim ersten Wind bereits im Stich ließ?
Von den vielen üblichen Verdächtigen und Pseudoprofis, die sich auch hier auf Suche begaben, um als Held in die Geschichte einzugehen und den Hund zu sichern, ohne je dazu autorisiert worden zu sein, oder auch nur irgendwas zu Boneca selbst wissen wollten?
Von all den vielen vermeintlichen Helfern, die wie so oft üblich ne große Klappe , aber am Ende doch keine Zeit oder Durchhaltevermögen hatten?
Von denen, die mit jeder Verlustgeschichte sofort in ihrem eigenen Trauma sind und es auf die aktuelle Geschichte projezieren?
Von Angst/Panikhunden, die gar nie wirklich welche waren?
Von Fachleuten, die zumindest in unserm Falle einen sehr fragwürdigen Eindruck hinterlassen haben?
Von unseren schmerzlichen Erfahrungen aus der Vergangenheit, die maßgeblich dazu beitrugen, dass ich heute so genau weiß was ich möchte und was nicht?
Von all den unsäglichen Lügen, Beleidigungen und Unverschämtheiten die ich/wir uns haben anhören müssen?
Von den 5000 Euro, die diese Suche verschlungen hat und die wieder niemand anders zahlt als ich privat?
Von doofen Tierschutzuschis, die natürlich nur mit viel Glück den Hund gesichert haben, denn echte Profis haben ja Erfolg und kein Glück.
Nein, dazu möchte ich mich nicht weiter äußern, weil völlig unwichtig, weil wir so ganz nebenbei als nicht Ortskundige, das taten was 24 Tage keiner fertig brachte, wir haben endlich den Hund, unsere Boneca gesichert.
Wie das?
Wir haben uns am Gründonnerstag auf den Weg gemacht, fast 800 km einfach, Monika meine Mitarbeiterin und ich sind eingetaucht in Bonecas kleine Welt. Warum Monika? Monika war einfach perfekt- Konfektionsgröße 34 (wir wussten aus der Vergangenheit das Boneca auf größere Kinder abfuhr :-) ), immer auf dem Punkt- null interessiert ein Held sein zu wollen, verantwortungsbewusst und pflichtbewusst und einen messerscharfen analytischen Verstand und immer zur Stelle, wenn man sie braucht und immer auch spontan genug für ein weiteres Abenteuer in ihrem Leben.
Man muss sowas machen, weil man es will, man muss es tun mit aller Leidenschaft und trotzdem einen kühlen Kopf bewahren. Logisch denken, viel Fachwissen besitzen zu vielen Themen und ein länderspezifisches Wissen zu den Hunden und viel Vergangenheitswissen ist ebenfalls sehr hilfreich.
Dank dem Trailergebnis von Mandy van den Borg und ihren Hunden und den wenigen Sichtungen war klar, dass sie sich noch immer im Industriegelände aufhalten musste. Gar nicht weit vom Entlaufpunkt.
Also sind wir am Karfreitag stundenlang das ganze Gebiet abgelaufen und am Ende blieben genau zwei Möglichkeiten, wo sie nur sein konnte. Da richteten wir Futterstellen ein mit dem besten Gyros das Köln zu bieten hatte. Kamera dazu und abwarten.
Morgens vor Tagesantritt wollten wir dann wieder die Kameras abbauen und schauen was drauf war. Niemand von uns hat geglaubt, dass wir so schnell so erfolgreich sein würden. Bereits am Samstag früh um 5.00 Uhr war sämtliches Futter vertilgt und gerade als Monika die Kamera abmachen wollte, stand Boneca hinter ihr.
Ein Gänsehautmoment und Monika tat das, was ich von ihr kenne und was wir besprochen hatten, sie blieb ruhig, umsichtig und beachtete sie kaum und befüllte ruhig ihre Futterstelle mit dem Rest des gestrigen Festmahls und ging. Damit waren auch die Rollen verteilt (wir haben ausgemacht, das jeden Tag jemand anderes früh aufsteht und sollte sie wirklich bei einem kommen, muss der es weiter betreuen, denn zwei Leute waren zuviel für Boneca).
Lustig, jede von uns hatte ihre eigene Herausforderung, Monika selbst eigentlich Angst vor Hunden, fand sie sei die genau richtige für diesen Job und könne so Boneca gut verstehen und ich ,der immer viel lieber vor Ort ist und praktisch was tun will musste abgeben, vertrauen und den Dingen ihren Lauf lassen und warten auf Monikas Nachrichten. Wer mich kennt weiß das das eine riesige Herausforderung für mich war.
So war es dann eben. Die Zeiten 19.00 Uhr -22.00 Uhr machten wir zusammen und um 4.00/5.00 Uhr ging Monika alleine.
Boneca wartet an Tag 2 bereits auf Monika und sie fand heraus das Licht, Lärm und schnelle Handbewegungen sie sofort dazu veranlassten ihr Versteck aufzusuchen, eine Schwarzdornhecke mit gezählten mindestens 5 Ausgängen.
Sie zeigte sich ohne Scheu und Monika respektiere sie und war einfach nur auf Besuch und brachte ihr Futter, Trinken und blieb morgens da, weil sie da am fröhlichsten war, immer volle drei Stunden bei ihr! Sie saß mit ihr und sprach mit ihr und rollte ihr Würstchen und andere Köstlichkeiten entgegen und schon einen Tag später lag sie entspannt bei ihr im Abstand von zwei Metern. Monika verhielt sich stets einladend und griff nie nach ihr und wartete bis sie kam. Einen weiteren Tag später nahm sie ihr Leckerchen aus der Hand und lief mit ihr in Kreisen auf dem ganzen Gelände herum oder buddelte sich in ihrer Nähe ein Loch und döste entspannt. Tagsüber lag sie in ihrem Busch, aber wenn man sie rief gab sie Antwort und sagte Bescheid, dass sie da ist. Sie war einfach nur glücklich, dass jetzt regelmäßig jemand kam sie mit gutem Futter versorgte und Wasser und für sie da war. Ein einsames und im Stich gelassenes Hündchen, dass so froh über Unterstützung war.
Klar, wir hätten einfach so weiter machen können, dann wäre sie früher oder später von alleine zum sichern gekommen, aber es waren Osterfeiertage und es war deswegen sehr ruhig und es war einfach zu gefährlich für sie da, von irgendwem oder was vertrieben zu werden. Und zu diesem Zeitpunkt war auch schon klar, wir gehen nur hier weg mit ihr und lassen sie nicht alleine zurück. Ich glaube ab irgendeinem Moment folgt man auch nur noch einem inneren Plan. Obwohl ich gewettet hätte, dass sie in keine Falle geht, bauten wir zwei Fallen auf - keine Ahnung warum? Verzweiflung?
Monika blieb derweil bei ihren bewährten Zeiten und war weiterhin zuverlässig für sie da. Wie erwartet ging sie in keine Falle, auch mit Monikas Hilfe nicht. Schon in die Nähe zu kommen löste Panik aus.
Klar, fast alle unsere Hunde haben Schwellenangst, fast alle wurden in Portugal einsperrt in Schuppen, Zwingern, Garagen....
Wir besprachen die Sicherung mit der Retrieverleine, die mögliche Sicherung in der Falle, ich weiß nicht was alles - aber an diesem Tag war klar, es ist nur ein weiterer Versuch ab morgen brauchen wir einen anderen Plan. Monika, die sich am Samstag einen Teebecher mit der Aufschrift "Glücksbecher" besorgte, mir eine Schokofigur mit der Aufschrift "Superwoman" mitbrachte, sprach längst von einer Mission und das sie bei Boneca hierbleiben würde, wenn ich zurückfahren musste. Monika, die über ganz Ostern Mann und den 7 jährigen Sohn alleine ließ, um mit mir Boneca zu sichern, rührte mich wirklich zu Tränen. Es ging darum, dass es vielleicht eine klitzekleine Chance gab, dass Boneca mit ihr in die große Falle ging und es ging um die Gefährlichkeit und darum, dass sie sie in Angst beißen könnte oder über sie weg springen könne, wenn die Tür zufällt. Sie ging ohne zu zögern in die Falle und obwohl sie selbst Angst hatte, rutschte so weit wie möglich an die Tür, um zu wissen wo sie sitzen musste, wenn die Falle runterknallt. Malte mit Bleistift Striche da hin und sagte, dann muss ich sie abschirmen mit mir ,auch wenn sie beisst. Und ich wusste, genau das würde sie tun, egal was passieren würde. <3
Aber es kam ganz anders ,zum großen Showdown waren alle genau an dem Platz wo sie sein sollten - die zwei Schwertransporte, die mit Licht und Lärm vor ihrer Hecke fast die ganze Nacht dafür sorgten das Boneca sich nicht wie üblich aus ihrem Busch traute. Die zwei Fallen auf ihrem Gelände, die ihr große Angst machten und in deren Nähe sie nicht mal im Ansatz wollte, egal was da drin lag und auch nicht mit Monika. Auf gar keinen Fall und ein Fachmann der zum Glück den ganzen Besuch verschlief.
Und Monika tat das, was sie immer tat, sich hinsetzen und mit ihr sprechen und ihren Tee trinken und Leckerchen werfen. Irgendwann kam sie zu ihr an den sicheren Platz und legte sich nach einer Weile wieder die zwei Meter neben sie und sie rückte alle paar Meter einfach ein wenig näher und sie blieb liegen. Auch als Monika sie streichelte und auch als sie sie dann völlig unspektakulär einfach auf den Arm nahm und zum Auto trug. Kein Widerstand, Angst ja was jetzt passiert, aber auch Vertrauen, das alles nun besser sei als das jetzt .Sie hat ihr einfach erlaubt sie mitzunehmen. Und mit der gleichen Selbstverständlichkeit, mit der sie ihre Mission zu Ende gebracht hat, ist Monika in die zweite Reihe getreten. Hat Boneca im Auto gesichert und sie mir überlassen und war ab dem Moment nicht mehr zuständig. Sie sollte ja bei uns wohnen und so soll sie ja zu mir Vertrauen haben, war ihre pragmatische Antwort.
Nein, es war nicht schwierig Boneca zu sichern, man hätte es nur einfach wollen müssen mit jeder Faser seines Körpers. Nur dann ist man auch in der Lage, die Welt aus der Sicht des Hundes betrachten zu können. Nur dann hört man auf in Standards zu denken. Nur dann ist man offen für neue Wege und neue Erfahrungen.
Niemals würde ich einen Hund aufgeben, aber es gibt schon zu denken wie viele Hunde hier in Deutschland aufgegeben werden, weil die Verantwortung oder das Geld fehlt. Darüber sollte man sich Gedanken machen, nicht darüber ,das die doofen Auslandsköter gar nicht zwangsgerettet werden wollen. Boneca, die jetzt Amy heißt, ist auf jeden Fall inzwischen sehr glücklich über ihre Rettung und freut sich mit jedem Tag, größtmögliche Freiheit zu haben, ein sicheres Umfeld, Hundekumpels und Menschen, die sie denke ich endlich verstehen.
Und ich mache dieses Auslandstierschutz nun schon seit über 15 Jahren und mir ist noch nie ein Hund untergekommen der gerne wieder zurück gewollt hätte in sein altes Leben, aber jede Menge Hunde die hier völlig missverstanden werden, indem was sie brauchen und möchten. Und so genau war es auch mit Boneca. Sie hat bis auf ein paar Zecken und einen deutlichen Gewichtsverlust alles gut überstanden. Und wer es nicht glaubt darf uns gerne besuchen und sie fragen ob sie wieder zurück möchte in ihr altes Leben nach Portugal. :-)
Es heißt ja, wenn sich wo eine Tür schließt, öffnet sich an anderer Stelle wieder eine neue. Manchmal aber auch erst, wenn man mit viel Einsatz dafür sorgt. Erfolg fällt einem selten in den Schoß, da muss man echt was für tun und klar braucht man immer auch ein wenig Glück. Das hatten wir und mit dem Wetter zum Glück auch. Keine Ahnung wie es ausgegangen wäre, wenn wir 6 Tage Regen und Sturm gehabt hätten statt Königswetter. Ist aber auch egal, alles war genau wie es war gut.
Besonders bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Monika, die mir nicht nur beigebracht hat, dass manchmal Menschen so ganz ohne speziellen Kenntnisse trotzdem die wahren Meister sein können und das ich mich glücklich schätzen kann eine Mitarbeiterin wie sie an meiner Seite haben zu dürfen.
Dem Radisson Blue in Köln, die nicht nur problemlos einen um den anderen Tag verlängert haben für uns, sondern richtig mit uns mitgefiebert haben und uns preislich und mit einem kostenlosen Upgrade sehr entgegen gekommen sind.
Mandy van den Borg (Pettrailer), die nicht nur richtig getrailt hat mit ihren Hunden und uns so wichtige Hinweise gab , sondern auch wirklich mit großem Interesse dran geblieben ist.
Katja Culbertson (Pettrailer), die mir immer ihr Ohr geliehen hat und immer im richtigen Moment angerufen hat und mich wieder runter geholt hat, sonst wäre ich an manchen Stellen noch ganz anders ausgeflippt. :-)
Nicole, Antje, Doro und wer sonst noch mitgeholfen hat zu flyern und auch die Flyer wieder zur entfernen.
Und auch all denen die ich vergessen habe oder nicht erwähnen möchte, weil ich mich mehr geärgert als gefreut habe über deren Hilfe, die aber am Ende doch auch mit zum Erfolg beigetragen haben und wenn es nur mit Raum halten war und mir wieder einiges neues beigebracht haben.
Ich wünsche mir, dass ich sowas nicht noch mal erleben muss so schnell, ansonsten sind wir jetzt Krisenerprobt und das Leben weiß jetzt, dass wir niemals aufgeben! :-)