Situation in Portugal

Dann hier mal zur Situation in Portugal. 
Ich schrieb ja letzte Woche schon von den Azoren, der Tötung auf der Insel und von Filomena und ein paar wenigen Leuten, die da unermüdlich hingehen und die Tiere da weg holen. 
Es ist nicht viel Zeit, meist nur wenige Tage. Wenn keiner kommt, dann ist das Tierheim wieder leer für die nächsten Tiere. :-( 
 
Es ist nicht nur so, dass Filomena nicht das Geld hat, um ständig da Tiere rauszuholen, sondern es ist auch so, dass Tierschützer wie Olinda gar nicht wissen, wohin damit. 
Das private Tierheim ist voll, bei ihr daheim ist voll, in der Klinik ist voll. 
Wo sollen die Hunde denn hin? 
Sie braucht in der Woche 300 kg Hundefutter!!!! Oft reicht das Geld nicht mal dafür und sie muss um Spenden bitten, oder kann kein Flohmittel kaufen oder Wurmmittel. 
Wir zahlen für die Hunde, die wir übernehmen. Da sind aber noch jede Menge andere, die man findet, einfängt, rettet...wo man großzügig verspricht, sie zu unterstützen und es spätens nach einem Monat wieder vergisst. 
Wir wundern uns über die vielen verwahrlosten Hunde, auf denen die Flöhe nur so tanzen, an denen das Fell in Fetzen hängt. 
Ich verstehe langsam, warum. Und auch, dass es fast ausgeschlossen ist, Nein zu sagen, wenn man genau weiß, was passiert, wenn man Nein sagt. 
Ich kenne die Situation von hier und ich verstehe die Wut sehr gut. Ich könnte auch ausflippen, wenn wieder einmal wer sagt - och nimm Du den doch, bei Dir hat er es ja gut . :-( 
Das sagen meist die Leute mit 1-2 Hunden und meinen, ich mit einer ganzen Gruppe könnte ja noch einen mehr dazwischen quetschen.
Fällt ja nicht weiter auf, selbst mag man es aber gerne übersichtlich und gemütlich mit Raum und Zeit für Urlaub und eigenes Leben.
 
Echte Tierschützer haben keine Zeit mehr für sich selbst und auch keinen Urlaub.
 
Ich bin nicht in Portugal, aber auch hier machen sich die Leute meist keine Gedanken darüber, wie es funktionieren soll. Dort erst recht nicht. 
Aber Tatsache ist, mehr als Verwahren ist da tatsächlich nicht drin, zu viele Hunde, zu viele Arbeit, zu viele Baustellen, zu wenig Geld, zu wenig Helfer. 
Fast alle suchen jemanden, wo sie ihr Problem abgeben können, kaum einer fragt, wie er helfen kann.
 
Wir leben hier in unserer Komfortzone, für alles ist gesorgt, selbst wenn mir hier mal ein herrenloses Tier begegnet. Hier gibt es einen Plan, Tieren wird geholfen, es wird sich gekümmert. In Portugal werden sie entsorgt, gnadenlos. 
Es interessiert kaum einen, wer sie nimmt und was mit ihnen passiert. Hauptsache weg. 
Da bietet sich eine solche Insel perfekt an. 
Was denkt Ihr, wer fliegt auf eine Insel, zahlt Geld dafür, ein Tier zu retten? Wo es an jeder Ecke kostenlos Tiere gibt, die man übernehmen könnte, wenn man wollte.
Also ein perfekter Ort, um seine Tiere endgültig los zu werden, eine Todesinsel für Tiere.
 
Olinda hat uns Bilder gezeigt von Hunden, Hündinnen mit ihren Welpen, Junghunde. Hunde und Katzen einer schöner als der andere und alle tot, weil es kaum Tierschützer gibt, die davon wissen, weil es viel zu viele Tiere sind. 
Das Elend in Portugal das für die Tiere nach wie vor, unbeschreiblich ist und man als mitfühlender Mensch gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll, weil man irgendwann emotional, finanziell und körperlich am Ende ist und irgendwann an allem und jedem zweifelt.
Es flossen viele Tränen, weil es keiner fassen kann, dass Hunde wie Gandhi, Fredy und Kima tot wären, hätten wir sie nicht rechtzeitig gesehen und retten können. Es ist schön, wenn man es liest und sonst keinen Kontakt zu diesen Hunden hat, aber es erreicht andere Dimensionen, wenn man gerade Bilder von ihnen gemacht hat. Sie gestreichelt hat, fröhliche, unkomplizierte und junge bildhübsche Hunde. Alle sicher schnell vermittelt im Handumdrehen. 
Ich habe mir die Bilder angeschaut und werde es auch weiterhin tun, wenn ich helfen kann, werde ich es tun, solange ich es kann.
Ich habe Olinda verstanden, die Tränen waren ehrlich. Ich habe es auch wahr genommen, dass alle Tiere da wissen, was mit ihnen passiert und in ihre Augen zu sehen und dieses Flehen ignorieren zu müssen, macht einen fertig. 
 
Das ist ein Teil der Realität und der Teil, der richtig weh tut. Ich verstehe, warum den Teil viele nicht aushalten und daran zerbrechen. Man sieht irgendwann nur noch das Leid, nur noch das Schlechte, erfriert mitten im Sommer an der Herzlosigkeit der Menschen, sieht keine Möglichkeiten und keine Hoffnung mehr.
 
Ich werde oft gefragt, warum ich immer noch so viel Energie habe, meist unverdrossen weiterkämpfe. 
Ich habe ein klares Ziel, das verliere ich selten aus den Augen und ich habe Vertrauen in das Leben und auch wenn mir das Herz genauso schwer ist wie den anderen, kann ich doch ein letztes Mal den Hund oder die Katze ansehen und streicheln und ihnen sagen, dass es mir von Herzen leid tut, dass es in dieser Welt keinen Platz für sie gibt, es aber sicherlich für sie an einem anderen Ort eine bessere Welt gibt als die unsrige. Und manche sehe ich an und weiß, ich kann und muss ihnen helfen und es finden sich dann auch schnell Möglichkeiten.
Ich vertraue meiner Intution und kann akzeptieren, dass ich nicht überall helfen kann und darf, wo ich will. Ich kann kämpfen und mich einsetzen für die, die es nicht selbst tun können. Ich bin sehr klar und deutlich und ich dulde nicht, dass Menschen eine solche Arbeit mit Füßen treten und ich lasse mich auch von niemandem in den Strudel mit hineinziehen, möglichst viele Hunde schnell zu vermitteln, nur damit sie schnell weg sind und Platz für die nächsten da ist. Das finde ich ganz furchtbar, die Tiere haben bereits so viel ertragen und ausgehalten. Wenn ich es verhindern kann, werde ich dafür sorgen, dass sie nicht mehr enttäuscht werden.
Vermutlich sind das die Gründe, warum ich immer noch unverdrossen meinen Job mache. :-)
Ich habe aber auch verstanden, dass es wichtig ist, diese Einblicke und Eindrücke zu teilen, damit auch die sich ein besseres Bild machen können, die nicht erst aktiv im Tierschutz einsteigen wollen, um manches besser verstehen zu können. 
Also, wer sich die Bilder der Tiere in der Tötung ansehen möchte, darf das gerne hier tun.
 

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