Nicht von dieser Welt

Vor einem Jahr hatte ich eine wirklich magische Begegnung zum Thema Hundevermittlung. 
An eben diesem Neujahrstag 2012 war ich in einem Hundeforum unterwegs und las eine Suchanzeige, wo eine Pflegehund gesucht wurde. 
Eine Freundin suchte für ihre Freundin den passenden Hund.
Interessant fand ich, dass ich seit Ewigkeiten nicht mehr in diesem Forum unterwegs war und noch interessanter, dass ich darauf geantwortet habe.
Zu den beiden Freundinnen Britt und Andrea hatte ich sehr schnell einen ungewöhnlich netten und herzlichen Kontakt und ich war ganz berührt von der liebevollen Selbstverständlichkeit, mit der beide von den Tieren sprachen, aber auch mit welcher Liebe und Wertschätzung sie gegenseitig miteinander umgingen.
Da wir sehr offen und ehrlich miteinander umgingen, kam eigentlich am Ende nur noch ein Hund in Frage für Andrea, unsere Atchim. 
Sie war nun ein knappes Jahr alt und die Tochter von Branca und eines von 11 Geschwistern, von denen 6 noch immer dringend ein Zuhause suchen. 
Atchim befand sich auf einer portugiesischen Pflegestelle, da sie sehr ängstlich war und brauchte unbedingt einen so verständnisvollen Menschen wie Andrea. Ich schickte ihr Bilder und ja, Atchim traf sie mitten ins Herz. 
 
  Atchim
 
Ich freute mich sehr, denn Andrea war sehr traurig, da sie erst vor kurzem ihre langjährige Hundefreundin Kessi verloren hatte. Sich in der Zukunft um Atchim kümmern zu dürfen, erfüllte sie mit Freude. und sie begann sofort, sich auf Atchim´s Ankunft vorzubereiten. 
Sie baute ihr ein neues eigenes Hundebett, nähte ihr Geschirre, Leinen, Decken und Hundemäntel und schickte mir gut gelaunt Bilder, von Atchim´s künftigen Hundeparadies.
Wir haben gemailt und telefoniert und alles war ungewöhnlich vertraut, selbstverständlich und liebevoll. 
Schnell war klar, Atchim wird kein Pflegehund sein. 
Schon bevor sie in Deutschland eintraf, hatte sie bereits ein festes Zuhause, eine echte Freundin und wurde sehnsüchtigst erwartet.
 
Als ich Atchim in Stuttgart auf dem Flugplatz in Empfang nahm, war ich überrascht, wie cool sie wirkte. Und ohne Frage, Ana und Ivete hatten Recht, Atchim war ein ganz besonderer Hund, nicht nur ich hatte den Eindruck, man konnte mit ihr sprechen wie mit einem Menschen.
Uwe fuhr sie dann auf direktem Wege einmal quer durch Deutschland zu Andrea und sie wurde wie erwartet, liebevollst in Empfang genommen.
 
 Atchim liebt den Strand
 
Aus der Not, dass Eilah, wie sie nun genannt wurde, alle ihre Geschäfte anfänglich in ihrem Bett erledigte, machte sie eine Tugend und trainierte mit ihr für´s gemeinsame Zelten im Sommer. 
Sie stellte sich ganz selbstverständlich auf Eilah ein, was sie brauchte, sollte sie bekommen. Wenn sie nachts laufen wollte, lief sie mit ihr, wenn es sein musste, stundenlang durch den Wald. Wenn sie Nähe brauchte, durfte sie diese genießen, wann immer sie sie brauchte. Stunden und Tage verbrachte Eilah nun auf Andrea´s Schoß, unter ihrem Pullover oder an sie hingekuschelt des Nachts. Auch Eilah baute nun alle Schadstoffe aus ihrem Körper zügig über die Haut ab und Andrea half ihr einfach nur dabei, gesund zu werden, innerlich wie äußerlich.
Wie eine gute Freundin verteidigte sie Eilah, wenn wieder mal unwissende Menschen Eilah´s unsicheres Bellen und Knurren als aggressives Verhalten werteten, oder ihre ersten Erkundigungssprünge nach Vögeln und Blättern, sofort den Stempel des ewig jagenden Podengos aufgedrückt bekamen.
 
Niemals, absolut niemals war ihr irgendwas zuviel und jede Mail und jedes Telefonat sprachen nur von Liebe und gemeinsamem Glück. Und innerhalb weniger Wochen schaffte es Andrea, aus Eilah einen glücklichen und zufriedenen Hund zu machen und ich habe mich so für die beiden gefreut. Mails und neue Bilder kamen regelmässig und ab und an nahm sich Andrea auch die Zeit für ein Telefonat.
 
  Atchim lässt es sich gutgehen
 
Und dann erreichte mich Mitte Juli diese Mail von Britt, die mir mitteilte, daß etwas schreckliches und unfassbares geschehen sei. Nach einem wundervollen Tag war Andrea mit einem Freund und Eilah im Wald unterwegs. Kein Mensch weiß, warum sie genau an dieser Stelle im Wald vom Fahrad gestiegen ist!? 
Warum sie so hingebungsvoll Eilah streichelnd, nicht gehört hat, das hinter ihr der Baum entwurzelte. Sie starb im Beisein ihrer Familie in der Nacht ganz friedlich, ohne noch einmal das Bewusstsein erlangt zu haben, nachdem ihre Schwester Monika ihr in die Hand versprochen hatte, zukünftig für Eilah zu sorgen.
 
Mir hat es regelrecht den Boden unter den Füßen weggezogen, ich konnte nicht glauben, was ich da las und es wurde auch nicht besser vom immer wieder lesen.
Wir wollten doch einen Termin ausmachen für ein Treffen, ich hatte die Mail mit den wunderschönen Eilah-Bildern noch nicht beantwortet, weil wir ja telefonieren wollten. Zu spät, Andrea war  gegangen, mit 47 Jahren mitten aus dem Leben gerissen.
Und trotz aller Traurigkeit war ich weiterhin zutiefst bewegt von dieser starken Familie und Britt, ihrer besten Freundin. Trotz der großen eigenen Trauer um einen ganz besonderen Menschen sorgte man sich um Eilah und darum, dass sie alles möglichst unbeschadet übersteht, da sie ja bei dem Unfall dabei gewesen ist. Es war keine Frage, dass Eilah in dieser Familie ihren Platz gefunden hat und dass man sie genauso weiterliebt wie es Andrea gemacht hätte. Monika und ihr Mann mussten dafür sogar umziehen, weil in der alten Wohnung keine Hunde erlaubt waren.
Eilah war auf Andrea´s Beerdigung selbstverständlich dabei, ohne Kirche, aber mit vielen Blumen und vielen weißen Luftballons, die gen Himmel flogen.
Eilah hat ein ebenso inniges Verhältnis zu Monika wie zu Andrea und von daher ist zumindest für Eilah´s Zukunft gesorgt und das stand tatsächlich im Vordergrund.
Einschließlich der Tatsache, mich von den Veränderungen zu unterrichten.
 
Auch Monate später, bin ich noch immer tief bewegt von all diesen Ereignissen und obwohl ich Andrea leider nicht mehr persönlich kennenlernen durfte, war es mir doch so, als habe ich eine gute Freundin verloren. Man begegnet nicht vielen Menschen im Leben, die einen sofort im Herzen berühren können, Andrea war eine von Ihnen. Solche Momente sind heilig und etwas ganz besonderes und ich glaube, ich kann nur erahnen, wie es ihrer Familie und auch Britt mit diesem Verlust geht.
Und ich wünsche mir sehr, dass ich zu einem passenden Zeitpunkt Menschen aus dieser besonderen Gemeinschaft kennenlernen darf.
 
Ich möchte gerne, im Gedenken an Andrea, drei kurze Zitate aus ihren letzten beiden Mails zitieren, die so typisch waren für ihre Art der Hundebegegnung:
 
Sie liebt Wasser über alles, aber nur, wenn es bis zum Bauch geht.
Selbst wenn ihre geliebten Bälle im Wasser schwimmen, traut sie sich nicht hinterher. Na ja, muss sie ja auch nicht.
Neulich schwamm ihr Ball so weit raus, dass uns nur noch ein freundlicher Herr mit einem Boot weiterhelfen konnte.
Denn ohne ihren Ball wollte sie auch nicht nach Hause und mir war es zum Schwimmen einfach zu kalt.
 
 
XXX
Eilah hält am liebsten Siesta auf der Gartenbank oder auf meiner Liege. 
Auf weichen Decken und mit ihrem roten Kuschelkissen. 
Habe mir schon eine zweite Bank besorgt und schaue mich nach einer weiteren Liege um. 
Da Eilah im ausgestreckten Zustand recht groß ist, passen wir nicht zusammen drauf.
 
XXX
Nun fahre ich mit der Süßen gleich einkaufen, ihre Fleischtruhe füllen. 
Sie frisst übrigens am liebsten “mauswarm”, nicht zu warm und nicht zu kalt, und auf keinen Fall zweimal hintereinander das gleiche. 
Es soll ja Hunde geben, die ihr Leben lang immer dasselbe bekommen. Würde sicher bei Eilah auch gehen, wenn sie hungrig genug wäre. Das finde ich allerdings unhöflich, ich mag ja auch die Abwechslung und es fällt mir schwer, etwas von anderen zu verlangen, was ich nicht selber leiste.
Nein, verwöhnt würde ich das nicht nicht nennen. Sie weiß, was sie mag, was ihr gefällt und was ihr gut tut. Und ich möchte, dass sie sich wohlfühlt.
 
Andrea mit Kessi an der Ostsee
 
Liebe Andrea und Familie,
 
ich danke Euch von ganzem Herzen für diese intensive Berührung und diese fast schon magische Begegnung. Ich danke Euch dafür, daß ihr mir alle im letzten Jahr so praktisch vor Augen geführt habt, was die "Sinfonie in Mensch & Tier" bedeutet und ihr alle habt deutliche Zeichen gesetzt, die mich ganz tief im Herzen berührt haben und die mir geholfen haben, mich noch klarer zu positionieren.
 
Andrea,
Du selbst warst wie leuchtender Stern am Nachthimmel und hattest so viele Botschaften für die Menschen und so unglaublich viel zu sagen und zu geben. Du hast so viele Menscdhen traurig zurück gelassen, aber sie alle tragen Deine Botschaft in ihrem Herzen weiter und die alle werden mit ihrem Sein und Tun Dein Erbe lebendig halten, die Welt ein wenig schöner machen.
Und so warst Du am Ende tatsächlich "nur" Pflegestelle für Eilah und hast sie vorbereitet für ein glückliches Leben an Monika´s Seite. 
Ich bin sicher, Du und Kessi habt Euch längst wiedergefunden und ihr überlegt bestimmt schon wieder gemeinsam, was ihr als nächstes tun könntet.
 Zu dem Frieden, den Du nun sicherlich hast, senden Dir viele Menschen regelmässig Liebe und  Licht und damit Deine Botschaft auch weiterhin gehört werden kann, teile ich sie nun heute und wünsche mir für uns alle, das diese besondere Geschichte auch weiterhin Menschen in ihrem Herzen berührt und inspiriert. 
 
Leb wohl Andrea ! 
 

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